Brauchtum in Außervillgraten

Das Brauchtum im Villgratental ist sehr vielgestaltig und greift in alle Lebensbereiche ein.

Zu diesem Brauchtum zählen unter anderem "örtlich kulturelle Traditionen", die das dörfliche Zusammenleben prägen. Sie gehören durch das ständige Wiederkehren zu den Fixpunkten im Leben jedes einzelnen und geben ihm Sicherheit, da er in bestimmten Situationen weiss, wie er sich zu verhalten hat.

Die Bräuche können nicht nur in religiöse und weltliche Bräuche eingeteilt werden, sondern werden auch nach ihren Aktionsschwerpunkten unterschieden.

Bräuche im Lebenslauf

  • Hochzeit: Hochzeitladen, Polterabend mit Brautlied singen, Kranzlbua, Frühsuppe, Handgeld, Elternsegen für das weichende Kind, Klause, Knaller abschiessen und Juchazen, lustige Aufführungen über das Brautpaar am Abend, Bette segnen, Haus schauen, Bette stehlen

  • Taufe: vor ca. 100 Jahren wurde bald nach der Geburt das Kind in der Wiege zur Taufe in die Kirche getragen, damals nur von Pate und Vater begleitet

  • "Waisatrogn" (Pfefferkirchtag, meist Sonntagnachmittag: einige Wochen nach der Entbindung wird die Wöchnerin von Nachbarinnen, Schwestern, Freundinnen beschenkt (Würfelzucker, "Wegge")

  • "Zuischauger geben" nach der Genesung einer Krankheit oder Verletzung kommen Nachbarn, Freunde,.... zu Besuch und bringen als Geschenk Würfelzucker, und einen "Wegge"

  • Todesfall: Zügenglöcklein, Hausaufbahrung, Beten am Abend (auch unter Tag), Schidung läuten

Bräuche bei verschiedenen Anlässen

Brauchtum ist mitunter auch in Verbindung mit kirchlicher Liturgie zu sehen. So befinden sich in Bauernhäusern:

  • Weihwasserkrügl: in Küche, Stube, Schlafkammern, Stall; Bäuerin segnet bei Unwetter mit Weihwasser aus der Weihwasserflasche vor dem Haus in alle Himmelsrichtungen

  • First-Tschuppe: ist ein geschmücktes Fichtenbäumchen, der "First" wird aufgestellt, wenn ein Bau beendet wurde

  • Betläuten: täglich um 6 - 12 - 18 Uhr

  • Wetterläuten: früher wurde in der Kirche der Wettersegen gehalten: 4 Evangelien mit jeweiligem Segen in die 4 Himmelsrichtungen

  • Viehsegen (heute kaum mehr wahrgenommen): Pfarrer geht vor dem Almauftrieb von Hof zu Hof (früher erhielt er dafür ein "Segenknöllele"), Bäuerin sprengt beim Auftrieb dem Almvieh Weihwasser

  • Maibaum: Am Vorabend des 1. Mai wird von der Feuerwehr am Dorfplatz der Maibaum aufgestellt und die ganze Nacht bewacht, damit er von Burschen aus Nachbardörfern nicht "umgeschnitten" werden kann.

Bräuche im Jahreskreis (Kirchenjahr)

  • Adventkranz: Die Landjugend windet den großen Adventkranz, der dann in der Kirche aufgehängt wird. Durch viele helfende Frauenhände entstehen Adventkränze und Adventgestecke, die im Frauenraum gesegnet und anschließend verkauft werden.

  • Nikolaus- und Krampusumzug: Die Nikoläuse und Krampusse besuchen am Nachmittag des 5. Dezember die Familien in ihren Häusern. Am Abend findet der große Umzug aller Nikoläuse und Krampusse - auch mit Krampussen von auswärts - statt. Organisiert wird der Umzug von der Landjugend.

  • Krippe und Christbaum: findet man in jedem Haus und in der Kirche, seit ein paar Jahren gibt es auch eine Dorfkrippe.

  • Rauchnächte: Hl. Abend, Silvesterabend, Vorabend zu Dreikönigstag

  • Turmblasen: alle Jahre in der Heiligen Nacht vor und nach der Mette vom Bodenhof

  • Neujahransagen: alle Jahre wird am Silvestertag von Haus zu Haus gegangen um dort einen guten Start in das neue Jahr zu Wünschen (meistens Kinder)

  • Sternsingen: Männer (vom Männergesangsverein) gehen verkleidet als die Heiligen Drei Könige von Haus zu Haus und singen für ein Missionsprojekt, für die Sternsinger gibt es danach das "Stibichessen".

  • Schneideessen: zum Faschingsende vor der Faste wird noch einmal richtig gegessen: "Pfriglsuppe", gekochter Speck, Kraut

  • Bittgänge: An den Vorabenden zum Christi Himmelfahrts-Tag - normalerweise am Montag und Dienstag - werden Bittgänge zu Kapellen um gutes Wachstum und Gedeihen auf den Feldern abgehalten.

  • Palmbesen: Palmsonntag (früher auf dem Acker eingesteckt - zum Schutz vor Unwetter, Hagel)

  • Speisenweihe: am Ostersonntag wir ein Korb zur Heiligen Messe getragen: gekochter Speck, Brot, Eier; mit Eiern "gurtschen"

  • Herz-Jesu-Sonntag: Am Herz-Jesu-Sonntag im Juni - Landesfeiertag in Tirol - findet am Nachmittag in der Kirche die Gelöbniserneuerung des Herzjesu-Bundes von 1796 statt, anschließend ist Prozession. Am Abend stellt die Berg- und Häuserbeleuchtung eine besondere Attraktion dar, und die Musikkapelle Außervillgraten gibt am Kirchplatz ein Konzert.

  • Kräuterweihe Auch am Vorabend des 15. August - "Hoch unser Frauentag" und zweiter Landesfeiertag in Tirol, sind Berg- und Häuserbeleuchtung und Konzert der Musikkapelle am Kirchplatz Tradition. Zur Kräuterweihe an diesem "Hohen Frauentag" werden Blumen und Kräuter sowie Meisterwurz für die Rauchnächte in einem Korb in die Kirche gebracht. Die geweihten Kräuter werden bei Unwettern im Herd verbrannt.

  • Naglstehlen: In der Nacht vor dem Schutzengel-Sonntag im Spätsommer machen sich die Burschen auf, um von den Haussöllern "Nagl zu stehlen". Wer eine Freundin hat, bekommt die Nelken, die dann beim Kirchgang am Sonntag im Knopfloch getragen werden, von dieser geschenkt.

  • Gipfelmesse: fast alle Berggipfel tragen ein Gipfelkreuz, aufgestellt von den örtlichen Vereinen, abwechselnd werden Bergmessen gefeiert.

  • Erntedankkrone: In kunstvoller Arbeit wird die Erntedankkrone meist von der Jungbauernschaft/Landjugend gebunden und auch beim Einzug bei der Heiligen Messe in die Kirche getragen.

  • Allerheiligen: Zu Allerheiligen und Allerseelen wird ein allgemeiner Gräberbesuch abgehalten. Zu Allerheiligen läuten wie bei einem Begräbnis zu Mittag die Glocken "Schiedung".

  • Seelensonntag: Am Sonntag nach Allerheiligen, dem "Seelensonntag", wird bei der Heldenehrung von der Schützenkompanie am Kriegerdenkmal der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege gedacht.

  • Martinsumzug: die Kinder des Kindergartens basteln bis zum Martinsumzug, am 11. November bunte Laternen. Mit denen wird bei Gesang und in Begleitung der Eltern zur Pfarrkirche gegangen und eine kleine Feier veranstaltet.

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